Im Projekt “Fashion Field Walks – Eine kritische Magazin-Werkstatt” produzierten wir eine unabhängige künstlerische Mode-Publikation. Wir befassten uns kritisch mit der räumlichen Inszenierung, Bildsprache und den sozialen Strukturen sowie Macht-Dynamiken von Präsentations-Orten für Kunst und Mode. In gemeinsamen Fokus-Spaziergängen betrieben wir Feldforschung im verdichteten Stadtraum Mitte zwischen Auguststraße und Neuer Schönhauser Straße, wo wir erkundeten, dokumentierten, und Passant*innen Fragen stellten. In einem Perspektivwechsel wurden wir von Nutzer*innen und Konsument*innen zu Mitgestaltenden und Kommentator*innen unserer Umgebung.
Als mobile Redaktion dokumentierten wir unsere Recherche mittels Zeichnung, Fotografie und Text, welche in der Kurt-Tucholsky-Oberschule und der MiK Jugendkunstschule, unseren Magazin-Werkstätten, zu Collagen, textilen Arbeiten, weiteren künstlerischen Übersetzungen verarbeitet wurden. Mögliche Themen betrafen persönliche Erfahrungen, Zugang zu Kultur, den Kontrast zwischen Produktions- und Präsentations-Orten, mehrdeutige Botschaften und kulturelle Mechanismen. Wie beeinflussen mediale Bilder, Sprache, Orte und Inszenierungen unseres Alltags unsere Selbstwahrnehmung? Welchen Handlungsrahmen haben wir, um Machtstrukturen und soziale Dynamiken neu zu ordnen?
Die gesammelten Ergebnisse bildeten ein Magazin, welches auch gängige Formate reflektiert und dessen finale Form wir gemeinsam erarbeiteten. Es ist ein Beitrag zu einer aktiven Modekultur mit Raum für investigative, poetische, humorvolle und intuitive Arbeiten, für eine Bandbreite von Ansätzen, die das Mode-Feld künstlerisch erweitern.
Aïcha Abbadi (studierte Modedesign, UdK Berlin) und Johanna Schwab (studierte Bildende Kunst, HfBK Dresden, Kulturmanagement, Angewandte Wien) betreiben künstlerische und kritische Modeforschung, erforschen spielerische, partizipative Praxis-Formate, und haben Erfahrung mit Konzeption und Veröffentlichung von unabhängigen Online- und Print-Magazinen.
Die Exkursionen wurden von Sandra Ratkovic fotografisch begleitet. In ihrer künstlerischen Fotografie eforscht sie soziologische Fragen mit Fokus auf Transformationen in Gesellschaften und dem visuellen Lebensumfeld von Menschen. Vergangene Themen sind z.B. der Brexit und Erinnerungsorte der Deindustrialisierung in Osteuropa. Im Rahmen eines Stipendiums des Kunstvereins Donnersbergkreis erforschte sie Pendants zur urbanen Streetart im ländlichen Raum.
Die grafische Umsetzung wurde unterstützt durch Gemma Wilson. Sie ist eine niederländische multidisziplinäre Designerin, die als redaktionelle und kommerzielle Illustratorin, Grafikerin, Graphic-Recorderin und Organisatorin und Betreuerin von kulturellen Aktivitäten arbeitet. Ihre Arbeit enthält oft geometrische Formen, Elemente aus Mythen und verschiedene Drucktechniken. Derzeit studiert sie als Meisterschülerin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Von der Kurt-Tucholsky-Oberschule nahmen teil: Laith Al-Dahan, Emilie Baltzer, Cheyanne Bocian, Hadia Diab, Emilia Engelmann, Johanna Gerstenberg, Emilia Hoepner, Leonie-Sophie Kerkow, Karlotta Konschak, Mattis Lindemann, Selina Özcan, Mia-Sophie Pawusch, Catharina Preuß, Jasmin Procher, Johanna Roeder, Lina Seyffarth, Laura Töppel, Lana Katharina Vogelgesang, Lisa Zettl, Carlotta Zetzsche und Lehrerin Nadine Schindler.
Kunstlehrerin Nadine Schindler begleitete das Projekt organisatorisch, pädagogisch und gestalterisch. Schülerin Hadia Diab gestaltete das Cover des entstandenen Magazins. Alle Schüler*innen des Leistungskurses 12 organisierten zudem eine Fashion Show für den Tag des Sommerfestes, bei der die upgecycelte und gehäkelte Mode des Kurses präsentiert wurde. Schüler Laith Al-Dahan moderierte die Fashion Show.
Fotos: Sandra Ratkovic
Video: Selina Özcan